Die Nah-bei-Dir-Tour hat halt gemacht auf dem Pfefferberg. Die Schankhalle im Prenzlauer Berg war schon immer hier, wenn man Anwohnende fragt. Allerdings war sie nicht immer so schön. Was daraus geworden ist und wie dieser Ort wieder zu neuem Leben erwachte, haben Stephanie Wölk, die für die BVV und das Berliner Abgeordnetenhaus kandidiert, und ich uns angehört.
Wir wurden auf der Terrasse der Schankhalle mit Blick auf den Senefelder Platz herzlich mit einem Glas Eiskaffee von Uwe Gervink, dem Geschäftsführer der VIA Perspektiven gGmbH, und Mirko Meinert, dem Leiter der Inklusionsbetriebe Pfefferbett gGmbH, empfangen.
Erstmals 1844 eröffnete an dieser Stelle ein Lokal – damals ein sogenanntes Bierzapfungslokal“. Die Schankhalle kam etwa 50 Jahre später hinzu und wurde durch den Krieg stark beschädigt. Erst 2013 wurde der Pfefferberg wiederentdeckt und die gastronomischen Anlagen wurden neu errichtet. Heute ist der Ort wieder eine zentrale Ausgehmöglichkeit im Kiez.
Was kaum jemand weiß: die Schankhalle Pfefferberg ist ein Inklusionsbetrieb. Das bedeutet, dass hier Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenarbeiten und ihnen so ein eigenständiges Leben ermöglicht wird. Die Beschäftigungsmöglichkeiten sind vielfältig, denn es gibt neben der Schankhalle selbst noch das Brauhaus, das Pfefferberg Theater und verschiedene Veranstaltungsräume zu bewirtschaften.
Herr Gervink und Herr Meinert nahmen uns mit auf eine kleine Tour über das Gelände. Dabei durften wir einen Blick in den Braukeller, in dem das hauseigene Bier gebraut wird, und hinter die Kulissen der Theater-Bühne sowie in den Kostümfundus werfen. Die beiden berichteten uns über schwierige Jahre nach der Sanierung des Standortes. Es habe eine Weile gedauert, bis man ein gutes Konzept für den Betrieb des Theaters gefunden habe, berichtete Uwe Gervink. Inzwischen sei das Theater aber ein Ort mit vielfältigem Programm von Lesungen, Märchen und Theaterstücken für Jung und Alt. Für besondere Veranstaltungen kann das Theater auch vermietet werden. Auch wenn das derzeitige Konzept gut angenommen wir, bereitet das Theater trotzdem immer wieder auch Sorgen. Der dauerhafte Betrieb ist ohne eine Förderung kaum darstellbar. Das Theater liegt uns und den Menschen, die hier herkommen aber am Herzen, weshalb wir uns darum bemühen werden, nach geeigneten Fördertöpfen zur Unterstützung zu suchen.
Neben Theater und Gastronomie befindet sich auf dem Gelände das Hostel der Pfefferbett gGmbH, das Kooperationspartner der Schankhalle ist. Auch hier arbeiten Mensch mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen. Im letzten Winter hat das Hostel ein ganz besonderes Projekt durchgeführt, denn aufgrund der Corona-Pandemie durfte es nicht öffnen. Daher stellte der Betreiber die Räumlichkeiten des Hostels als Kältehilfeeinrichtung zur Verfügung. So fanden jede Nacht knapp hundert Menschen hier ein Dach über dem Kopf und ein warmes Bett. Mirko Meinert erzählte von dem Erfolg des Projektes, aber auch von den immensen Herausforderungen, die damit verbunden waren. Zum einen waren die bürokratischen Hürden hoch und die Finanzierungszusage, die zwischen Senat und Bezirk abgestimmt werden musste, ließ lange auf sich warten. Zum anderen war auch der Umgang mit den obdachlosen Besuchern zum Teil schwierig. Viele von ihnen kamen mit immensen Problemen an. Ihnen genauso gerecht zu werden, wie den eigenen Mitarbeitern war nicht immer einfach. Inzwischen hat das Hostel den regulären Betrieb wiederaufgenommen, leidet aber immer noch darunter, dass zurzeit z. B. keine Klassenfahrten stattfinden. Dennoch schauen die Betreiber positiv in die Zukunft und wir begleiten ihren Weg.