Ein aufgeräumter Hof, das Geräusch einer Kreissäge und der Geruch frischer Holzspäne liegen in der Luft, als ich zusammen mit Abgeordnetenhauskandidatin Annette Unger im Rahmen der Nah-bei-Dir-Tour den Baufachfrau e.V. in Weißensee besuchte.
Der Verein hat es sich zum Ziel gemacht, Frauen stark zu machen und ihre Chancen in handwerklich-technischen und gestalterischen Berufen zu verbessern. Ein erfolgreiches Konzept, mit dem hier Frauen zur Tischlerin und Projektplanerin ausgebildet werden. Insgesamt beschäftigt der Betrieb 21 Mitarbeiterinnen: Auszubildende, 4 Gesellinnen und 2 Meisterinnen sowie Mitarbeiterinnen im Büro. Die Stimmung im Team ist gut und den sprudelnden Ideen, die auf dem Bauhof entwickelt werden, kann man sich hier nicht entziehen. Das tragen die Mitarbeiterinnen auch nach draußen, indem sie z.B. Workshops in Schulen machen und sich ganz aktiv beim Girls Day einbringen.
Wichtig ist den Baufachfrauen die Nachhaltigkeit. Sie finden kreative Ideen zum Upcycling und der Wiederverwendung alter Gegenstände und zur Verarbeitung von Holzabschnitten – wie z. B. das große Regal im Projektraum.
Bis vor Kurzem verfügte die Tischlerei nur über veraltete technische Ausstattung, die nun mit der Hilfe von GRW-Fördermitteln und unserer Unterstützung ausgetauscht werden konnten. Damit hat sich das Arbeiten total verändert, weil man viel präziser arbeiten kann. In der Werkstatt stehen nun viele digitale Maschinen, die der ganze Stolz der Tischlerinnen sind. Hier werden überwiegend Möbel angefertigt, die von Kindertagesstätten, Unternehmen und auch Privatpersonen in Auftrag gegeben werden. Oftmals haben sie alle gemeinsam, dass sie „etwas anderes“ haben möchten.
Wir sprachen bei unserem Besuch auch über die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen. Diese Zeit war eine Herausforderung für die Tischlerei. Das Team befand sich zu Beginn der Pandemie grade in einer Umstrukturierungsphase und hatte durch die ständige Überarbeitung der Regelungen sehr viel damit zu tun, die Vorgaben zu interpretieren und umzusetzen. Außerdem war der bürokratische Aufwand für die Baufachfrauen sehr hoch. Im Verlauf der Nah-bei-Dir-Tour haben wir schon häufiger dieses Feedback bekommen. Für zukünftige Ereignisse ist für uns darum klar, dass Regelungen verständlicher kommuniziert und pragmatische Wege für die Umsetzung gefunden werden müssen.
In der Tischlerei selbst gab es leider auch weniger zu tun, weil einige Aufträge aus finanziellen Sorgen der Auftraggebenden storniert wurden und der Messebau wegfiel. Außerdem gab es Schwierigkeiten Ausbezahlung von Hilfen, die zum Teil noch immer nicht ausbezahlt sind, und bei der Verrechnung von Corona-Hilfen und Zuschüssen nach dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz. Dabei entstand für die Bauchfachfrauen der Eindruck, dass zusätzliches Engagement bestraft würde. Das darf so nicht sein, deshalb haben wir zugesagt, uns dieses Thema genauer anzuschauen.
Trotz allem startet die Tischlerei der Baufachfrauen nun wieder mit viel Optimismus durch. Die Corona-Zeit konnte nämlich auch für die Entwicklung neuer Formate genutzt werden. So wurde z.B. das Projekt „Woman Craft Wood“ durchgeführt, bei dem Frauen in der offenen Werkstatt an Einsteigerinnen-Workshops teilnehmen und lernen konnten, was man mit Holz so machen kann. Aufgrund des großen Erfolgs soll das Projekt wiederholt werden. Wenn es hier um Fördermittel geht, stehen wir gerne bereit zu unterstützen. Im Herbst sollen dann die „cLabs“ mit Weiterbildungsangeboten für Frauen zu den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im alltäglichen Leben starten. In verschiedenen Modulen zu unterschiedlichen Themen entstehen dann wieder neue Ideen – so z.B. die Elemente für die Gestaltung des Tischlerei-Hofes.
Während unseres Besuchs konnten wir auch sehen, wie sich die Tischlerei in den Kiez öffnet. Nach Feierabend können Nachbarinnen und Nachbarn sich hier einmieten, um Projekte zu bearbeiten. So funktioniert Zusammenarbeit im Kiez – ein toller Ort!